KombiKurs

KombiKurs Grundgedanken

Individuelles Lernen hat -neben kooperativen Lernformen und Arbeiten im Klassenverband- an der Realschule Niefern einen hohen Stellenwert.

Wird im Unterricht in der Klasse gemeinschaftlich fachbezogen Lernstoff erarbeitet, methodisch und didaktisch vielfältig zusammen mit dem Lehrer neue Themenfelder erschlossen und geübt, so bleibt im Kombikurs Zeit für individuelles Lernen jedes Einzelnen. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Stunde, kein Fach muss Unterrichtszeit abgeben.

Diese Stunde liegt für alle drei fünften Klassen in einer ersten Stunde parallel Diese Terminierung erhöht die Bedeutsamkeit und sorgt für die Möglichkeit, Vorbereitungen bereits vor dem Stundenstart im Klassenzimmer treffen zu können. Der Kombikurs beinhaltet Fördermaßnahmen und Stützangebote, um Schwächen auszugleichen und Stärken weiter voran zu treiben.

Das große Ziel dieser Stunde liegt darin, den Schülern die Gelegenheit zu geben, ihre individuellen Begabungen auszubauen, d.h. individuelles Lernen findet gemäß dem jeweiligen Leistungsstand jedes einzelnen Schülers statt. Lernschwächere Schüler werden darin unterstützt, gezielt Bildungsdefizite in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch auszugleichen. Leistungsstarke Schüler erhalten im Kombikurs Zeit, ihre Kenntnisse zu vertiefen, sich Herausforderungen zu stellen. Für alle Schüler gleichermaßen wichtig ist das kleinschrittige Heranführen an selbstständiges Lernen, Grundlagen sorgfältigen Arbeitens und der Selbstkontrolle.

Voraussetzungen:

Das Grundprinzip des Kombikurses beruht auf eigenverantwortlichem Lernen, als Ergänzung zum adaptiven Unterricht. Jeder Schüler soll lernen, selbstständig zu arbeiten, während der Lehrer als Berater und Lernbegleiter bei Fragen zur Verfügung steht. Dies erfordert eine präzise Vorbereitung. Vor dem Beginn des differenzierten und selbstständigen Arbeitens wird in einem Einführungskurs bis zu den Herbstferien mit der Klasse folgendes eingeübt:

–          Sorgfältiger Umgang mit dem Material: Zählen, säubern, Umgang mit Folienstiften, einordnen…

–          Arbeitsaufträge sorgfältig lesen und präzise umsetzen

–          Einführung in LÜK

–          Führung des Kursheftes mit Datum, Fach (in Farbe gemäß Farbleitsystem der Realschule 
           Niefern), was habe ich getan, wie weit bin ich gekommen 

–          sorgfältige Heftführung

–          Stillarbeit / Einzelarbeit/ Partnerarbeit mit Selbstkontrolle.

Das von Lehrkräften erstellte Material erfüllt die wesentlichen Voraussetzungen selbsterklärender Gestaltung und altersgemäßer Anleitungen.

Der Lehrer fungiert also in der Rolle des „Lerncoaches“, der Material erstellt und den Schüler an selbsttätiges Arbeiten heranführt und ihn in diesem Tun unterstützt. Dies ergänzt die Lehrerrolle im Klassenverbandsunterricht. Die Lehrkraft hat an der Realschule Niefern im Fachunterricht bewusst Vorbildfunktion. Sie ist Impuls- und Inputgeber, Unterstützer, Organisator von Lernprozessen. Der Lehrer motiviert und gibt Feedback, er leitet Schüler an und hat darüber hinaus ein offenes Ohr für soziale Belange. Er regt Gruppenprozesse an und fördert Teamstrukturen.

Konkrete Organisation:

Während der Kombikursstunde steht den drei Klassen ein Materialpool zu den drei Fächern Englisch, Mathematik und Deutsch zur Verfügung. Vier Lehrkräfte in der Zuständigkeit für drei Klassen ermöglichen bei Bedarf das intensive Training mit wenigen Schülern zu einem bestimmten Thema. So findet beispielsweise Mathematikförderung nach Meldung des Fachlehrers der jeweiligen Klasse in einem separaten Raum mit an Kleingruppen angepasster Didaktik statt.

Hier kann gezielt, bedarfs- und einzelfallorientiert vorgegangen werden. Dies ist für das „Abholen“ der Schüler zu Beginn des fünften Schuljahres besonders im Fach Mathematik relevant.

Um gezielte Leseförderung im Fach Deutsch umzusetzen, kümmern sich Lesepaten aus einer achten Klasse um einzelne Schüler, indem jeweils zwei Lesepaten mit zwei Fünftklässlern in ein separates Zimmer gehen und gemeinsam einen Text aus einem Deutschbuch lesen. Die „erste“ Runde während des Kombikurses wird zur Leseförderung nach den Ergebnissen der Lernstandserhebung genutzt, hier stehen individuelle Fördermaterialien zur Verfügung, welche die Schüler in einer Eins-zu-eins-Betreuung bearbeiten. Die Lesepaten führen Listen mit der Lesekompetenzbeschreibung ihrer Schüler. Ab Ostern lesen die guten Schüler englische Texte. Auch die Lesepaten erhalten eine kleinschrittige Einführung in ihre verantwortungsvolle Aufgabe und profitieren selbst vom Mentorenstatus und der Leseübung.

Damit Klassen- als auch Fachlehrer eine Übersicht haben, was und wie viel die einzelnen Schüler in einem bestimmten Fach während des Kombikurses gearbeitet haben, stehen den Klassen Hängeregister mit einem Kalender zur Verfügung, auf dem der Schüler einträgt, mit was er sich an dem jeweiligen Tag in welchem Fach beschäftigt hat. So kann eingegriffen werden, wenn Schüler ihre Vorlieben für ein Fach, in dem sie große Stärken haben, auf Kosten der Übung im Defizitbereich, zu sehr ausleben.

Zur individuellen Förderung tragen in der Fortsetzung in Klasse 6 auch Arbeitsblätter bei, die Fachlehrer im Laufe der Woche einzelnen Schülern in die Hängeregister einordnen. Für die Schüler ist klar, dass diese Blätter im Kombikurs immer zuerst bearbeitet werden müssen. Dies kann auch eine zweite Anfertigung einer Hausaufgabe sein oder eine weiterführende Arbeit für schnellere Schüler. Die Organisationsform bietet des Weiteren die Möglichkeit für den Klassenlehrer, individuelle „Coachinggespräche“ zu führen.

Das Modell „Kombikurs“ wurde von der Schulleitung in Zusammenarbeit mit der erfahrenen Realschullehrerin Frau H. Ebert im Auftrag des staatlichen Schulamtes Pforzheim als Antwort auf zunehmende Heterogenität der Klassen entwickelt. Es finden von der Schulleitung angebotene Fortbildungen im Rahmen „Hospitationsschule des Regierungspräsidiums Karlsruhe“ statt. Mehrere Schulen haben das Konzept mittlerweile übernommen.

Es gilt als „best practice“ und hat Eingang in die Broschüre „Lernen, unterstützen und gestalten“ des Kultusministeriums gefunden. Das Konzept legt großen Wert auf klaren Lernfortschritt -auch und besonders im organisatorischen Bereich der Schüler-  und auf die additive Lernform zusätzlich zum bewährten adaptiven Unterricht im Klassenverband mit klar terminierten Leistungsmessungen, die stringent zur Realschulabschlussprüfung führen.

Die Realschule Niefern betreibt hier unter großem Einsatz des Kollegiums permanente Schulentwicklung im Sinne einer Progression innerhalb der Realschule, welche bewährte Strukturen durch neue Lernformen ergänzt. 

Die Arbeit wird über alle Klassenstufen aufgebaut und aktuell in Klasse 7 mit einem altersgemäßen Konzept mit Filminputs getestet.

S.  Schleifer-Dürr, RRin


Das K7-Modell als Chance für individuelle Förderung

Individuell Fördern heißt, die Schülerinnen und Schüler (SuS) entsprechend ihren Begabungen zu fördern. Verdeutlicht wird dies in einer Broschüre des Landesinstitutes für Schulentwicklung: „Unterschiedliche soziokulturelle Hintergründe, Sozialisationserfahrungen, Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Lernbiografien, Lerntypen, Lerntempi und vieles mehr sind wahrzunehmen und im Kontext von Unterricht zu betrachten. Angesichts dieser Realität wird individuelle Förderung zu einer Kernaufgabe von Schule werden.“ (Broschüre des Landesinstituts für Schulentwicklung BW 2009, S. 6)Ausgehend davon erarbeitete die Realschule Niefern bereits im Schuljahr 2015/2016 ein Konzept für das K7-Modell, das zeitgleich zum neuen Bildungsplan eingeführt wurde.

Was ist das K7-Modell?

Das K7-Modell bietet den SuS die Möglichkeit, sich zwei Stunden in der Woche mit einem Hauptfach ihrer Wahl (Deutsch, Mathematik, Englisch) zu beschäftigen. Dabei können sie ihre Stärken ausbauen beziehungsweise ihre Schwächen mindern. In den K7-Stunden soll den SuS  individuelles Lernen gemäß dem jeweiligen Leistungstand ermöglicht werden.
Den grundsätzlichen Aufbau und Ablauf des wöchentlichen, zweistündigen Kurses kennen die SuS bereits teilweise aus dem einstündigen Kombikurs in den Klassen fünf und sechs.

Wie läuft der K7-Kurs ab?

Jeden Montag sind für die siebten Klassen im Wechsel zwei Stunden K7 (Kombi 7) angesetzt. Die offene Unterrichtsform findet in einem sogenannten Stammraum statt, wo alle erforderlichen Materialien und Laptops lagern.
Die wichtigsten Utensilien im K7-Kurs sind die Materialordner. Sie sind in die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch aufgeteilt und stehen den SuS während den gesamten zwei Stunden zur Verfügung (s. Abb. 1).
Gegliedert sind die Ordner jeweils durch Registerkarten mit den Bezeichnungen der Arbeitsblätter sowie dem Buchstaben „G“ (grundlegendes Niveau) oder „M“ (mittleres Niveau) für die jeweilige Niveaustufe (s. Abb. 1).

Grob können drei Arten von Arbeitsblättern unterschieden werden:

–        herkömmliche Arbeitsblätter zum Herausnehmen und Bearbeiten,
–        Arbeitsblätter, die sich in einer Folie befinden und mit Folienstift bearbeitet werden sowie
–        herkömmliche Arbeitsblätter oder Arbeitsblätter in Folie, die mit einem Film kombiniert werden.

Um welche Art von Arbeitsblatt es sich handelt, können die SuS am Kopf der Blätter erkennen (s. Abb. 2).

Aus dem gezeigten Arbeitsblattkopf, können die SuS ablesen, dass es sich um ein K7-Arbeitsblatt, für das Fach Deutsch, im G-Niveau handelt. Außerdem geht daraus hervor, dass ein Arbeitsblatt in Folie vorliegt, dass mit einem Film kombiniert wird und in Einzelarbeit zu erledigen ist. Das Thema dieses Arbeitsblattes ist „Kommasetzung“.
Zu einigen Themenbereichen erwarten, die SuS besondere Aufgaben wie Dominos, Puzzles oder andere Spiele. Dies erhöht die Motivation und sorgt für Abwechslung bei der Bearbeitung unterschiedlicher Themenbereiche.
Für den derzeitigen K7-Kurs wurden alle Arbeitsblätter im Schuljahr 2014/2015 von den Lehreinnen und Lehrern (LuL) der Realschule Niefern erstellt.
Die SuS erhalten zu Beginn des K7-Kurses ein Hängeregister mit K7-Kalender. Im Hängeregister wird ihr K7-Heft gelagert. In dieses Heft werden alle Aufgaben von den SuS eingetragen und die Arbeitsblätter eingeklebt. Der Kalender, der sich vorne am Hängeregister in einer Folie befindet, dient zur Eintragung aller bearbeiteten Aufgaben (s. Abb. 3).

Neben der reinen Auflistung der bearbeiteten Aufgaben auf dem K7-Kalender finden die SuS in der rechten Spalte eine Möglichkeit, um die Schwierigkeit des Arbeitsblattes einzuschätzen sowie die eigenständige Auseinandersetzung mit den Aufgaben zu reflektieren. Dies dient zum einen der Steigerung der Kompetenzen im Bereich des Reflektierens. Zum anderen können die SuS eigenständig Lücken in ihrem Wissen feststellen, die durch die Nutzung der Inputecke gefüllt werden können. Die Inputecke besteht aus unterschiedlichen Schul- und Sachbüchern.

Nachdem sich die SuS selbstständig über das Thema informiert haben, überarbeiten sie das Arbeitsblatt nochmals unter Einbringung der neu erworbenen Kenntnisse. Ziel ist, dass die SuS zu einem eigenverantwortlichen Erfolgserlebnis kommen.

Alles richtig?

Eine wichtige Komponente des K7-Modells ist die Selbstkontrolle. Nachdem die SuS ein Arbeitsblatt fertiggestellt haben, holen sie sich das gelbe Lösungsblatt aus den Materialordnern und kontrollieren ihre Ergebnisse. Verbesserungen nehmen sie im Heft, auf den Arbeitsblättern oder Folien mit einem grünen Stift vor. Anschließend dürfen sie einen „Kontrolliert“-Stempel unter den Aufgaben anbringen (s. Abb. 4).

„Die Entfaltung des eigenen Potenzials und die Entwicklung von Verantwortung für das eigene Lernen wirken über den schulischen Bildungsweg hinaus und bilden eine wesentliche Basis für Orientierungsfähigkeit und lebenslanges Lernen.“ (Asmussen et al. 2016, S. 3) Die Arbeitsweisen des K7-Modells können die im Bildungsplan genannten Forderungen günstig beeinflussen. Durch die eigenständige Wahl der Aufgaben sowie die Genauigkeit bei der Bearbeitung und Kontrolle wird Verantwortungsbewusstsein für das eigene Lernen entwickelt. Auch die sorgsame und strukturierte K7-Heftführung kann Aufschluss über Lernfortschritt und Eigenverantwortlichkeit geben.

Lernen mit Filmen?

Neben der Aufteilung der Materialien in das grundlegende (G) und mittlere (M) Niveau ist der Einbezug der neuen Medien eine der größten Neuerungen zum Kombikurs 5/6. Dadurch wird auch die Medienbildung (MB), eine der sechs Leitperspektiven des neuen Bildungsplans, im K7-Kurs gefördert.

Hierbei werden beispielsweise Informationsfilme dazu genutzt, sich selbstständig mit neuen Medien Wissen anzueignen. Außerdem können die Kompetenzen hinsichtlich des genauen Zuhörens sowie der Konzentration ausgebaut werden. Beispielsweise wenn es darum geht, im Anschluss Fragen an den Film zu beantworten. Auch Textverständnis und Interpretationsfähigkeit werden durch das Hinterfragen von Musikvideos, Hörbüchern oder kurzen Theaterstücken geschult. Insgesamt werden die SuS auf mehreren Sinneskanälen angesprochen, was das Aufnehmen und Verknüpfen von Wissen fördert. 
J.Heel